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Beige ist für mich keine Farbe, beige ist ein Gefühl.

Beige sein heißt, dass alles an einem vorbei zieht. Ein Mal blinzeln, man sitzt in der viel zu kleinen Studentenbude. Zwei mal blinzeln und man nimmt den Zug Richtung Norden. Drei mal blinzeln und man hat plötzlich irgendwie alles, was man immer wollte. Ich weiß nicht, was passiert, wenn ich die Augen nochmal kurz schließe. Nur ganz kurz.

Beige sein bedeutet, vor Müdigkeit jede Sekunde gleich einzuschlafen und dann mit weit geöffneten Augen im Bett liegen. Man spürt, wie alles um einen herum schläft, auch jede Emotion. Nur der Kopf ist hellwach, als hätte man 3 Liter Kaffee getrunken. Und einen BCAA Drink gleich hinterher. Weil man einfach nicht verstehen kann, wieso alles so beige ist.

Beige sein ist schön, weil es so beruhigt. Es ist nicht so wie Rot. Es schreit einen nicht an, es will keine Aufmerksamkeit. Es ist aber auch nicht so wie Schwarz, weil es nicht alles verschluckt und in die Dunkelheit zieht. Beige ist eben beige. Es fühlt sich ein bisschen an, wie sich zu entblößen. Es ist irgendwie nicht hellbraun, aber auch nicht dunkelbraun. Beige weiß nicht ganz, was es sein will. Deswegen ist es eben beige.

Beige sein ist schrecklich, weil es einen in einem Kreisverkehr zurück lässt, aus dem es keine Ausfahrt gibt. Nur die Schilder sind noch da, und sie haben alle die selbe Farbe. Drei mal dürft ihr raten.

Beige sein ist wie von allem gleichzeitig etwas fühlen. Es ist wie jede Farbe aus dem Farbkasten – und ein bisschen Deckweiß. Es rennt nicht optimistisch ins Licht, steuert aber nicht mit viel zu hohem Tempo dem Nichts zu. Oder vielleicht doch?

Denn beige sein bedeutet, sich nicht sicher zu sein. Was passiert nach dem nächsten Blinzeln? Bin ich müde oder wach? Ist es weiß oder schwarz? Und wie viel Kaffee hatte ich eigentlich heute?

Es gibt keinen Grund, beige zu sein. Genau so wie es keinen Grund gibt, es nicht zu sein. Aber wenn es keinen Grund für gar nichts gibt, komme ich dann wieder raus?

 

Und irgendwo zwischen “ich liebe was ich tue” und “ich habe eigentlich keine Ahnung, was ich hier tue”, da ist alles beige.

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